Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Universitätsklinikum Freiburg haben in einem Tiermodell eine mögliche Angriffsstelle für schnell wirksame Antidepressiva beschrieben. In der am 26. November 2025 in Nature Communications veröffentlichten Studie blockiert der Wirkstoff NAB 14 nach Angaben der Forscher gezielt eine Untereinheit des NMDA Rezeptors und verbesserte dadurch depressionsähnliche Verhaltensmuster ohne die ausgeprägten Wahrnehmungsveränderungen, die bei Ketamin auftreten können.
Wie NAB 14 im Gehirn ansetzt
Nach den Versuchen beeinflusst NAB 14 die Unterspezies GluN2D des NMDA Rezeptors, die an der Signalweiterleitung zwischen Nervenzellen beteiligt ist. Durch die selektive Blockade dieser Untereinheit verändere der Wirkstoff die Balance zwischen aktivierenden und hemmenden Signalen, schreiben die Forschenden. Im Tiermodell führte dies zu einer raschen Linderung depressionsähnlicher Symptome, die in den beobachteten Fällen bis zu zwei Tage anhielt.
Im Vergleich zu Ketamin zeigten die Probanden nach Angaben der Autorinnen und Autoren deutlich weniger Anzeichen von Unruhe oder Wahrnehmungsstörungen. Ketamin wirkt ebenfalls schnell, gilt aber aufgrund seiner Nebenwirkungen als nur eingeschränkt ambulant einsetzbar und wird häufig in Praxen oder Kliniken verabreicht.
Weichen Richtung klinische Prüfung
Die Studienautorinnen und Studienautoren sehen in den Ergebnissen eine mögliche Grundlage für die Entwicklung gezielterer und besser verträglicher Behandlungsoptionen. Prof. Dr. Claus Normann, Sektionsleiter an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg, weist darauf hin, dass NAB 14 in Tierexperimenten eine schnelle antidepressive Wirkung zeigte, die bis zu zwei Tage anhielt. Er bewertet dies als einen vielversprechenden Ansatz für Patientinnen und Patienten, bei denen herkömmliche Therapien nicht ausreichend geholfen haben.
Die Forscherinnen und Forscher bereiten nach eigenen Angaben derzeit die Erprobung des Wirkstoffs am Menschen vor. Erste Schritte zur Entwicklung von NAB 14 als klinisch einsetzbares Medikament wurden mit Mitteln des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt sowie der Else Kröner Fresenius Stiftung gefördert. Die Autorinnen und Autoren betonen, dass die Daten aus Tiermodellen stammen und klinische Studien erforderlich sind, um Sicherheit und Wirksamkeit beim Menschen zu prüfen.
Quelle anzeigen


