Der einst kleine Verein aus der badischen Unistadt Freiburg etablierte sich in den letzten Jahrzehnten als eine feste Größe im deutschen Profi-Fußball. Der Aufschwung begann Anfang der 90-er Jahre, als die Freiburger mit einer attraktiven Spielweise ganz Fußball-Deutschland ins Staunen versetzt haben. Genau in dieser Zeitperiode entwickelte sich auch ein kreativer Spitzname, der den SC Freiburg bis zum heutigen Tag begleitet – die Breisgau-Brasilianer.
Ein Traum wird wahr!
Die Ernennung von Volker Finke zum Cheftrainer im Sommer 1991 stellt zweifellos einen der wichtigsten Momente in der Geschichte des SC Freiburg dar. Die Erfolge mit Finke am Ruder ließen nicht lange auf sich warten – da der neue Trainer bereits in seiner ersten Saison in der 2. Bundesliga den Verein aus dem Mittelmaß in einen Aufstiegskandidaten (3. Tabellenplatz) verwandelte. Im darauffolgenden Jahr wurde auch der nächste Schritt gemacht, sodass der SC Freiburg – mit 65 Punkten und 102 erzielten Toren – als Meister zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte Erstklassig wurde.
Mit über 20.000 angereisten Fans setzten die Freiburger bereits bei ihrer Bundesliga-Premiere im Münchner Olympiastadion das erste Ausrufezeichen. Trotz der 1:3-Niederlage gegen den deutschen Rekordmeister zeigte der Bundesliga-Debütant reichlich Gutes, was für viele Komplimente in der Fußball-Öffentlichkeit sorgte. Eine Woche später stimmte nicht nur die Leistung, sondern auch das Ergebnis. Vor ausverkaufter Kulisse im heimischen Stadion wurde Wattenscheid 09 souverän mit 4:1 geschlagen. Spätestens dann war klar, dass der Bundesliga-Neuling auf gar keinen Fall zu unterschätzen ist.
Spiele für die Ewigkeit
Pressing, schnelles Umschalten, Kombinationsfußball: Die Spiele des SC Freiburg waren ein echter Augenschmaus für die Fans. Aus der Truppe von Volker Finke wurde plötzlich ein echter Publikumsliebling, der Woche für Woche mit einer attraktiven Spielweise auf sich aufmerksam machte und sich den Spitznamen Breisgau-Brasilianer verdiente. Auf Antrieb von Rodolfo Cardoso spielten die Freiburger eine äußerst gute Hinrunde, die man auf einem unerwartet hohen 11. Tabellenplatz beendete.
Nach der Winterpause zeigte die Formkurve allerdings immer öfter nach unten, da man – trotz einer offenen und attraktiven Spielweise – nur selten Punkte gewinnen konnte. An David gegen Goliath-Momenten mangelte es jedoch nicht. Gemeint sind damit die Überraschungssiege gegen Bayern und Dortmund, die ganz Fußball-Deutschland schockiert haben.
Drei Spieltage vor Schluss stand der Sport-Club trotzdem auf einem Abstiegsplatz. Doch es folgte eine spektakuläre Aufholjagd, in der man drei Siege feierte (VfB Stuttgart, VfB Leipzig und MSV Duisburg) und sich somit – aufgrund eines besseren Torverhältnisses – vor dem 1. FC Nürnberg den Klassenerhalt sicherte.
Ganz Fußball-Deutschland war beeindruckt
Nach der Zitterpartie in der ersten Saison überzeugten die Breisgau-Brasilianer in ihrem zweiten Bundesliga-Jahr auf ganzer Linie. Schon nach dem 5:1-Kantersieg gegen den FC Bayern am zweiten Spieltag war klar, dass der Sport-Club in dieser Saison nicht um den Abstieg kämpfen wird. Angeführt von einer überragenden Offensive mit Rodolfo Cardoso und Uwe Spies bestritt man eine fantastische Hinrunde, sodass man zur Winterpause überraschenderweise auf Champions League-Kurs war (4. Tabellenplatz).
Im Gegensatz zum Vorjahr wurden die ausgezeichneten Leistungen dieses Mal auch in der Rückrunde fortgesetzt. Die historische Saison endete mit 20 Siegen auf dem 3. Tabellenplatz, was dem Sport-Club große Sympathien in der deutschen Fußball-Öffentlichkeit und die erste UEFA-Pokal-Teilnahme in der Vereinsgeschichte bescherte.
Neubeginn mit Julian Schuster
Nach dem Abgang des Kulttrainers Christian Streich hat in Freiburg in dieser Saison eine neue Ära begonnen – mit Julian Schuster am Ruder. Gleichzeitig hat sich auch die Spielweise verändert, sodass der Sport-Club aktuell weit entfernt von den attraktiv spielenden Breisgau-Brasilianern aus den 90-er Jahren ist. Wer in der laufenden Saison ohne OASIS tippen möchte, sollte nämlich eine kompakte Mannschaft erwarten, die nicht so offensivstark wie früher ist – zumindest am Saisonbeginn (13 Tore in 10 Ligaspielen). Das größte Problem der Freiburger liegt jedoch nicht im Spielaufbau (14,4 Torschüsse und 2,9 Großchancen pro Spiel), sondern in der Chancenverwertung (2,2 verpasste Großchancen pro Spiel). Sofern sich dieser Aspekt verbessert, wird es keine Überraschung sein, wenn wir bald eine neue Generation der Breisgau-Brasilianer zu sehen bekommen.