Vier Kommunen in Baden‑Württemberg berichten nach rund zwei Jahren Förderlaufzeit von einer Reihe umgesetzter oder gestarteter Klimaschutzmaßnahmen. Das vom Umweltministerium geförderte Projekt, koordiniert von der KEA Klimaschutz‑ und Energieagentur Baden‑Württemberg (KEA‑BW), unterstützt Denzlingen, Freiburg, Ludwigsburg und den Landkreis Calw auf dem Zielpfad zur Klimaneutralität bis 2035. Insgesamt stehen dafür bis zu 11,5 Millionen Euro zur Verfügung; das Projekt läuft bis Februar 2027.
Förderung, Auswahl und Koordination
Das Umweltministerium hatte die vier Kommunen 2023 in einem Wettbewerb ausgewählt. Ziel war, unterschiedliche Gemeindegrößen und Ausgangslagen abzudecken, damit erfolgreiche Maßnahmen übertragbar und als Modell für andere Kommunen nutzbar werden. Koordiniert wird das Vorhaben von der KEA‑BW. Am 13. November trafen sich Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Kommunen mit Ministerien und Verbänden zum Austausch in Freiburg.
Freiburg: Klimaquartiere, Windkraftkommunikation und Ernährungsrat
Die Stadt Freiburg nutzt einen Förderanteil von bis zu vier Millionen Euro für eine breit angelegte Klimakommunikationskampagne, mit der sie über bereits umgesetzte und geplante Maßnahmen informieren will. Teil der Kampagne ist eine Fachinitiative zur Aufklärung über Windenergie sowie moderierte Veranstaltungen, um auch kritische Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen. Im Oktober startete in Zähringen ein sogenanntes Klimaquartier: für einen begrenzten Zeitraum soll der Stadtteil gemeinsam mit Bewohnerinnen und Bewohnern zu einem Modell für energieeffizientes Bauen, erneuerbare Energien, Grünraum und klimafreundliche Mobilität entwickelt werden.
Zudem fördert Freiburg Aktivitäten des Ernährungsrats, etwa die Kampagne „Iss besser – aus der Nachbarschaft. Lokal Hero“, in deren Rahmen Restaurants und Kantinen zeitweise ein Aktionsgericht mit regionalen, saisonalen Zutaten anboten. Die Maßnahmen zielen darauf ab, regionale Wertschöpfung zu stärken und das Ernährungssystem nachhaltiger zu gestalten.
Denzlingen: Mobilitätsangebot, Parkraumkonzept und Freiflächen‑Photovoltaik
Die rund 14.000 Einwohner zählende Gemeinde Denzlingen setzt Schwerpunkte bei nachhaltiger Mobilität und Solarenergie. Unter dem Motto „Denzlingen – wo Ideen flügge werden“ bietet die Kommune Leihräder, ein gemeindeeigenes Lastenrad, Hinweise zu Carsharing sowie Veranstaltungen wie ein Fahrradkino und Klimaspaziergänge an. Parallel wurde ein Parkraumkonzept erarbeitet, um innerörtlichen Verkehr und CO2‑Emissionen zu reduzieren.
Zur Solarstrategie führte Denzlingen eine Photovoltaik‑Freiflächenanalyse durch. Weil auf Parkplätzen zu wenig Potenzial gefunden wurde, wird verstärkt auf Freiflächen‑Photovoltaik gesetzt: Eine Bürgerenergiegenossenschaft pachtete eine ungenutzte Fläche (Gewann „Weihermatten“) zur Errichtung einer Anlage. Für diese und weitere Maßnahmen stehen der Gemeinde bis zu 500.000 Euro zur Verfügung. Ergänzend plant Denzlingen den Ausbau von Wärmenetzen; mehrere Gebiete sollen an ein neues Netz mit zwei Grundwasserwärmepumpen angeschlossen werden, das rund 500 Haushalte versorgen soll.
Ludwigsburg: Solar‑Checks, Thermografie und Sanierungsoffensive
In Ludwigsburg liegt der Fokus auf den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr. Die Stadt bietet kostenfreie Solar‑Checks, ehrenamtliche Solarberatung und sogenannte Solarpartys an, bei denen Anlagenbetreibende ihre Erfahrungen teilen. Ein Thermografie‑Tool ermöglicht kostenlose Wärmebildaufnahmen als Einstieg in energetische Sanierungen. Bis November 2025 wurden nach Angaben der Stadt bereits mehr als 240 Photovoltaik‑Eignungsprüfungen und 950 Wärmebildaufnahmen durchgeführt.
Weitere Instrumente sind die Sanierungsoffensive „Wir Energiewender“ mit Hausbesuchen durch Energieberater sowie eine Plattform zur Interessensbekundung für potenzielle Anschlussnehmer eines Wärmenetzes. Zudem fördert die Stadt die Integration von Klimaschutzthemen in Unternehmen durch Netzwerkveranstaltungen zu Nachhaltigkeitsberichterstattung, Gebäudeenergiegesetz und Lieferketten. Für diese Aktivitäten sind bis zu zwei Millionen Euro veranschlagt.
Landkreis Calw: Innovationsfonds und Nachwuchsgewinnung für Handwerk
Der Landkreis Calw, der 25 Gemeinden umfasst, hat einen Innovationsfonds eingerichtet und fördert 19 Projekte mit insgesamt 960.000 Euro. Beispiele sind Lastenradangebote und ein E‑Fahrzeug für den Bauhof in Ebhausen, Machbarkeitsstudien zu Geothermie in Bad Herrenalb und Höfen an der Enz sowie die Übernahme und Nachrüstung einer PV‑Anlage auf einer Sporthalle in Neubulach mit einem Batteriespeicher.
Der Landkreis finanziert außerdem eine Social‑Media‑Kampagne zur Gewinnung von Nachwuchs für Handwerksberufe, die für Klimaschutzprojekte relevant sind (etwa Heizungs‑ und Elektrotechnik, Dachdecker, Zimmerleute). Begleitend fand im September 2025 eine Klima‑Challenge statt, bei der sechs Schulklassen in handwerklichen Wettbewerben beteiligt waren; rund 150 Schülerinnen und Schüler nahmen teil. Für die Aktivitäten des Landkreises sind bis zu fünf Millionen Euro vorgesehen.
Die vier Kommunen zeigen unterschiedliche Herangehensweisen an die kommunale Klimaneutralität: von Kommunikations‑ und Beteiligungsformaten über lokale Energieinfrastruktur bis zu Förderinstrumenten für kleinere Gemeinden. Nach Ansicht der Projektförderer sollen die gesammelten Erfahrungen als Praxisbeispiele für andere Kommunen dienen.
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